Interreg ABH Begleitausschuss tagte im Fürstentum Liechtenstein
Am 12. Juni 2024 kam der internationale Begleitausschuss des Interreg-Programms Alpenrhein-Bodensee-Hochrhein zu seiner dritten Sitzung in der laufenden Förderperiode im Fürstentum Liechtenstein zusammen. Schwerpunkte der Tagesordnung waren zum einen die Fortschritte in der aktuellen Programmumsetzung und zum anderen erfolgten Präsentationen mit ersten Ergebnissen zweier laufenden Projekte.
Herr Regierungssekretär Horst Schädler begrüßte als Vorsitzender des Begleitausschusses die Anwesenden und eröffnete die diesjährige Sitzung des Interreg-Begleitausschusses. Er freute sich darüber, die Mitglieder des Begleitausschusses im Namen des Fürstentums Liechtenstein in Nendeln willkommen zu heißen. Der Begleitausschuss ist das oberste Entscheidungsgremium und für die strategische Ausrichtung des Programms verantwortlich. Im Begleitausschuss sind die Partner aus allen teilnehmenden Mitgliedstaaten und den Drittstaaten vertreten. Herr Schädler betonte die Wichtigkeit der Demokratie und ist sich sicher, dass ein Miteinander über die Grenzen hinweg der richtige Weg ist.
Im Anschluss folgte ein Beitrag von Frau Clara Menasseyre, Programmassistentin der Europäischen Kommission, zuständig für die Programme Interreg Alpenrhein-Bodensee-Hochrhein und Interreg Deutschland-Dänemark. Frau Menasseyre gab einen ausführlichen Ausblick auf die Zukunft der Kohäsionspolitik, die künftigen Ziele und weiteren Schritte der Kommission. Der mehrjährige Finanzrahmen wird nun von der Kommission erwartet und umfasst mehrere Dimensionen. Grundlegende Prinzipien sollen hierbei beibehalten werden. Die Zukunft von Interreg wird sich nach der neuen Zusammensetzung des Europäischen Parlaments entscheiden. Interreg wird auch weiterhin eine wichtige Rolle in der Kohäsionspolitik spielen. Im Laufe des Jahres 2024 werden Bürgerinnen und Bürger wie auch die Verantwortlichen der Programme über die Umsetzung der Kohäsionspolitik informiert und konsultiert. Je stärker die Stimmen der Interreg-Gemeinschaft und der Bürgerinnen und Bürger der Programmgebiete sind, desto besser sind die Chancen für eine Kohäsionspolitik nach 2027 mit einem stärkeren Interreg, das die zukünftige territoriale Zusammenarbeit fördert.
Im weiteren Verlauf konnten sich die Mitglieder des Gremiums bei der Sitzung ein Bild von den bisher 31 genehmigten Projekten machen. Dabei wurde der Erfüllungsstand der vier Prioritätsachsen und deren 11 Spezifischen Zielen dargestellt. Die Projekte verteilen sich auf die Prioritätsachsen bislang wie folgt:
- Prioritätsachse 1 „Digitalisierung und Innovation“: 10 Projekte
- Prioritätsachse 2 „Umwelt, Natur und Klimaschutz“: 9 Projekte
- Prioritätsachse 3 „Gesundheit, Bildung, Kultur und Tourismus“: 6 Projekte
- Prioritätsachse 4 „Zusammenarbeit und Bürgerschaftliches Engagement“: 6 Projekte
Es folgte ein Bericht der Verwaltungsbehörde durch den Leiter Herrn Mario Bauer zur operationellen und finanziellen Programmumsetzung. Auf EU-Seite wurden über 21,6 Millionen Euro an Fördermitteln (rund 50 Prozent der europäischen Fördermittel), auf Schweizer Seite bisher rund 5,1 Millionen Euro bewilligt. Das Fürstentum Liechtenstein steuerte bislang rund 550.000 Euro bei.
Die EU-Mittel stammen aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (abgekürzt: EFRE). Die Schweizer Interreg-Fördermittel werden vom Schweizer Bund und den am Programm beteiligten Schweizer Kantonen zur Verfügung gestellt.
EU-seitig werden Projekte mehrheitlich mit 60 Prozent bezuschusst, auf Schweizer Seite in der Regel mit 30 bis 50 Prozent.
In einem weiteren Tagesordnungspunkt wurde die Anpassung der EU-Förderregeln im Abschnitt Personalkosten durch das Gremium beschlossen. Das aktualisierte Dokument „EU-Förderregeln" Version 2.3 (Stand: 12.06.24) finden Sie unter dem Menüpunkt Dokumente auf dieser Webseite.
„Interreg in der Praxis“ - Umsetzungsbeispiele aus dem Programmgebiet bildete einen weiteren Schwerpunkt der Sitzung, in der zwei aktuelle Projekte präsentiert wurden:
Das Projekt mit dem Kurztitel „Smart Health Region 2025“ (ABH003) wurde durch Herrn Jamin Bouras von BioLAGO e.V. vorgestellt. Die Projektlaufzeit beträgt 3 Jahre. Thema des Projektes ist die Optimierung der regionalen Gesundheitsversorgung und Pflege durch KI und Digitalisierung (Schnelltests, Telemedizin, Therapie-Monitoring etc.). Ziele sind die Erfassung von Bedürfnissen von Anwendern (Klinik, Arzt, Labor) sowie die Entwicklung und Implementierung von Lösungen durch internationale Kooperationen und Initiierung von (geförderten) Projekten. Auf das internationale Gesundheitsnetzwerk aus Unternehmen, Forschung, Gesundheitsversorgung und Pflege, das vor 15 Jahren entstanden ist, ging Herr Bouras tiefer ein. Das Netzwerk Management übernimmt BioLAGO. Durch diverse Förderprojekte ist BioLAGO schnell gewachsen. Die Wirkung für die Mitglieder ist, dass neue Innovationen entstehen und Arbeitsplätze geschaffen werden. Mit ca. 160 Mitgliedern ermöglicht der Verein 42.000 Jobs in 6 Ländern. Zielländer sind Deutschland, Schweiz, Österreich und Liechtenstein. BioLAGO ist das größte internationale Diagnostik-Kompetenznetz im DACH-Raum mit ca. 90 Partnern. BioLAGO erfüllt eine Art Vorfilterfunktion und ermöglicht durch den grenzüberschreitenden Zugang die Wahl des richtigen Lösungsanbieters.
Weitere Informationen zum Projekt: Smart Health Region 2025
Herr Prof. Dr. Jan Harder, Leiter des Onkologischen Zentrums des Hegau-Bodensee-Klinikums in Singen, stellte das Projekt "Entwicklung einer durchgängig digitalen Informationsplattform für die Tumortherapie" mit dem Kurztitel "Chemo.PrO" (ABH028) vor. Herr Prof. Dr. Christoph Driessen war für die Sitzung leider verhindert. Krebs ist die zweithäufigste Todesursache, dies zeigen die steigenden Krebszahlen. In Deutschland sind pro Jahr ca. 500.000, in der Schweiz 45.000 und in Österreich 43.000 Menschen betroffen. Die Therapiekosten für Chemotherapien steigen rasant. Herr Harder stellte die Ausgangslage in den Kliniken vor. Daten müssen bislang meist manuell übertragen werden und stehen in ihrer Komplexität nicht gebündelt zur Verfügung. So entstand die Projektidee, eine digitale Plattform zu erstellen. Die Qualität der Chemotherapie soll durch eine verbesserte und wohnortnahe Versorgung von Patienten sichergestellt werden. Daten sollen gesammelt und bei Bedarf zur Verfügung gestellt werden. Patienten/Chemo-Prozesse mit zentraler Prozessübersicht werden so verknüpft und es entstehen keine Medienbrüche. Durch Reduktion der Medienbrüche wird auch eine Kostenreduktion erwartet. Die Fehlerquote soll künftig reduziert werden und eine Effizienzsteigerung wird insgesamt erhofft, indem Chemotherapien effektiver aufgeteilt werden. Therapie soll auch Zuhause möglich sein und eine Standardisierung erreicht werden.
Weitere Informationen zum Projekt: Chemo.PrO
Die nächste Sitzung des Begleitausschusses wird am 25. Juni 2025 in Bregenz stattfinden.
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