PUR (ABH086)

Die Altenpflege gehört zu einer der wichtigsten Aufgaben unserer Gesellschaft. Nicht zuletzt die demografische und gesundheitliche Entwicklung stellt einen kompletten Berufsstand vor neue Herausforderungen. In diesem Projekt möchten wir daher herausfinden inwiefern man Pflegekräfte, durch die Übernahme von repetitiven Aufgaben, entlasten kann, damit sie noch mehr Zeit für die Bewohnerinnen und Bewohner haben.

Der Fachkräftemangel und die hohe Arbeitsbelastung gelten als zentrale Herausforderungen in der Altenpflege. Ein Aspekt, um Arbeitsplätze in der Altenpflege attraktiver zu machen ist der Einsatz von innovativen Technologien, wie Assistenzrobotern von denen erwartet wird, dass sie Aufgaben abnehmen können und zur Entlastung beitragen. Aus diesem Grund wurde der Roboter Lio der Firma F&P Robotics AG in zwei Pflegeeinrichtungen in Deutschland und der Schweiz kontextadaptiv für die stationäre Pflege weiterentwickelt und wissenschaftlich begleitet. Die leitende wissenschaftliche Fragestellung für die Evaluation lautete: Inwieweit kann der Assistenzroboter Lio aus Sicht der Akteur:innen in Pflegeeinrichtungen relevante Aufgaben technisch zuverlässig, nutzerfreundlich, kontextgerecht, sicher und sozial akzeptabel ausführen?

Als persönlicher Assistenzroboter für Pflegeanwendungen soll er eine Vielzahl an komplexen Aufgaben erledigen, wie Unterhaltung und Aktivierung, Desinfektion mit UV-Licht, Getränke verteilen und Gesichter erkennen für eine persönliche Ansprache. Es wurde zu Projektbeginn ein Anforderungsprofil durch die Projektpartner erstellt und priorisiert. Im Laufe des Projektes wurde dieses Profil laufend an die bestehenden Anforderungen angepasst.

Für die Evaluation der Assistenzleistung durch Lio wurde eine systematische Betrachtung anhand des soziotechnisches Systemmodells der Servicerobotik im Pflegekontext gewählt. Durch Analyse der Logfiledaten von Lio sowie verschiedener Dokumente (wie z.B. Fehler- und Beobachtungsprotokolle) konnten die Fehlerhäufigkeit und Fehlerart, sowie die Nutzungsdauer bzw. die Nutzungsintensität einzelner „high level“ Funktionen wie Unterhaltung, körperliche Mobilisation und Desinfektion mit UV-Licht ermittelt werden. Für die abschließende Evaluation von Lio wurden im Oktober 2021 in den Einrichtungen in Schaffhausen und Konstanz Interviews mit dem Pflege- und Betreuungspersonal, den Zentrums- und Hausleitungen und auch den Bewohner:innen vor Ort durchgeführt. Das Personal wurde zusätzlich schriftlich anhand eines Fragebogens befragt.

Der Einsatz von Lio in den beiden Einrichtungen hat gezeigt, dass ein multi-funktionales Funktionsportfolio sehr ambitioniert war. Lio muss sich hinsichtlich der Kriterien Usability und User Experience noch verbessern, um als unterstützender Assistent im Pflegealltag wahrgenommen zu werden. Die einfache und zuverlässige Bedienbarkeit ist hierfür eine Schlüsselfunktion. Die Beobachtungen, dass die Bewohner:innen eher und mehrheitlich positiv auf Lio reagieren und ihm gegenüber sehr aufgeschlossen sind ist eine wichtige Erkenntnis, die so nicht erwartet wurde. Er ist ein gern gesehener Gast bei den Bewohnern. Wenngleich Lio noch nicht ganz ausgereift ist und keinen direkten Nutzen im Sinne einer wahrnehmbaren Entlastung festgestellt werden konnte, stehen die Einrichtungen dem Projekt positiv gegenüber. So ergaben sich positive Side-Effekte für die Organisation, wie mediale und öffentliche Aufmerksamkeit und die Wahrnehmung der Pflegeeinrichtung als innovativ, was Zugang zu neuen Gesprächs- und Geschäftspartnern ermöglicht. Offenheit gegenüber sozio-technischen Innovationen und der Erprobung dieser im Feld sehen die Verantwortlichen als bedeutend für die Zukunft der Pflege an.

 

Projekttitel

PUR - Pflegeunterstützungsroboter
Website https://pur.team/faq.html
Projektzeitraum 01.07.2019 - 31.12.2021

Kofinanzierungssatz

EU: 70,00%

CH: 50,00%

Beteiligte Länder

D, AT, CH
   
   

 

Leadpartner

Universität Konstanz
Fachbereich Informatik, Arbeitsgruppen Verteilte Systeme und Visual Computing
Universitätsstraße 10
78457 Konstanz
Deutschland

Projektpartner

  • Caritas-Altenhilfe gGmbH (D)
  • Fachhochschule Vorarlberg GmbH (AT)
  • Alterszentrum Emmersberg (CH)

 

 

Kosten

Förderung

EU:

€ 369.130,51

€ 258.391,31
Schweiz:

€ 71.320,79

€ 35.660,39
Fürstentum Liechtenstein: € 0,00 € 0,00
Gesamt: € 440.451,30
€ 294.051,70