Flüssigbiopsien als neue Chance in der Krebstherapie (ABH055)

Ziel des Projektes war es die Analyse von Flüssigbiopsien für das Therapiemanagement von Krebspatienten in der Rheintal-Bodenseeregion zu etablieren, entsprechende Abläufe und Analyseverfahren zu standardisieren sowie die Anwendungsgebiete für deren Einsatz zu erweitern. Dies sollte durch eine Verbesserung der institutionellen Zusammen-arbeit zwischen in der Region ansässigen Kliniken, Praxen, Pathologien und Analyselabors erreicht werden.

Mutationen in Tumorzellen beeinflussen das Therapieansprechen und somit den Verlauf einer Krebserkrankung. Deswegen werden bereits routinemäßig bei manchen Krebsformen Biopsien des Tumors auf das Vorliegen bestimmter Mutationen vor einer Therapie untersucht und die Therapierung dem genetischen Profil des Tumors angepasst. Mithilfe einer Blutprobe lassen sich durch die Verwendung hoch sensitiver Verfahren aus Tumorzellen stammende Mutationen ebenso im Blut nachweisen, da diese von Tumoren in den Blutkreislauf abgegeben werden. Auch können in der Blutbahn zirkulierende Tumorzellen anhand einer Blutprobe detektiert werden. Darauf untersuchte Blutproben werden deswegen als Flüssigbiopsien (Liquid Biopsies) bezeichnet.

Im durchgeführten Projekt wurden die für die Erfassung von Tumormutationen direkt aus dem Blut erforderlichen Nachweismethoden etabliert und Patienten mit bereits metastasiertem Brust,- Darm, oder Lungenkrebs in eine prospektive Studie eingeschlossen. Der Einfluss von im Blutplasma detektierter Mutationen auf das Therapieansprechen bzw. auf den Verlauf einer Krebserkrankung wurde untersucht. Patienten wurden über einen Zeitraum von bis zu drei Jahren nachbeobachtet und klinische Daten, Tumorprogress, Sterbedatum und Todesursache erhoben. Zudem wurden Blutabnahmen zu verschiedenen Zeitpunkten durchgeführt und genetisch analysiert um Veränderungen des Tumorgenoms und deren Einfluss auf den Krankheitsverlauf erkennen zu können.

Bereits vor Projektbeginn gab es mehrere Projekttreffen sowohl gemeinsam mit allen Partnern als auch einzelner Partner untereinander um das Projekt vorab möglichst gut abzustimmen und baldmöglich beginnen zu können. Die Zustimmung der zuständigen Ethikkommissionen in Österreich und Deutschland wurden vor Projektdurchführung eingeholt. Anhand der erhobenen klinischen Daten wurden Datenbanken für eine nachfolgende statistische Auswertung mittels SPSS Software erstellt. Zu analysierende Mutationsprofile wurden anhand der aktuellen Fachliteratur festgelegt und deren Analyse mittels „Next Generation Sequencing“ Verfahren, welches eine sehr umfangreiche und sensitive Analyse genetischer Daten ermöglicht, etabliert.

Weitere Labormethoden für den Einsatz von Flüssigbiopsien wie die digitale PCR oder der Nachweis zirkulierender Tumorzellen wurden ebenso etabliert. Blutproben der von den klinischen Partnern rekrutierten Patienten wurden regelmäßig an das Analyselabor des VIVITs verschickt, wo Vollblut sowie Plasma bis zur Analyse auf -80°C aufbewahrt wurden. Nach der Analyse nicht verbrauchtes Plasma wird auch nach Projektende aufbewahrt, sodass eine Biobank für nachfolgende Studien generiert werden konnte.

Zum aktuellen Zeitpunkt umfasst diese in Summe Proben von 341 Krebspatienten (Proben der Baseline plus Proben von bis zu drei Nachfolgeuntersuchungen). Erste wissenschaftliche Ergebnisse konnte im Oktober 2020 auf der Jahrestagung der deutschen, österreichischen und schweizerischen Fachgesellschaften für Hämatologie und Medizinische Onkologie vorgestellt bzw. im März 2021 im Fachjournal “Scientific Reports” veröffentlicht werden. Weitere Analysen und Auswertungen werden auch nach Projektende fortgesetzt mit dem Ziel die Anwendung von Flüssigbiopsieanalysen bei Krebspatienten in der Region weiter voranzutreiben.

Zusammengefasst wurden Methoden für die Flüssigbiopsieanalyse erfolgreich etabliert und eine umfangreichen Anzahl an Krebspatienten untersucht. Neu erlangte Erkenntnisse konnten veröffentlicht und dadurch der medizinischen Fachwelt zugänglich gemacht werden. Durch die im Projekt generierten Daten- und Biobanken wurde ebenso die Basis für weitere Kooperationen bzw. Nachfolgeprojekte geschaffen.

 

  Projekttitel

Einsatz von Flüssigbiopsien als neue Chance in der Krebstherapie

Website http://www.vivit.at/
Projektzeitraum 01.07.2017 - 30.06.2021

Kofinanzierungssatz

EU: 60,00%

Beteiligte Länder

DE, AT
   
   

 

Leadpartner

Vorarlberg Institute fo Vascular Investigation and Treatment
Molekularbiologisches Labor
Carinagasse 47
6800 Feldkirch
Österreich

 Projektpartner

  • Landeskrankenhaus Feldkirch (AT)
  • Waldburg-Zeil-Akutkliniken GmbH & Co.KG, Wangen (D)
  • Institut für Pathologie Kaufbeuren-Ravensburg GbR, Kaufbeuren (D)
  • Studienzentrum Onkologie Ravensburg (D)
  • Medizinische Management GmbH, Friedrichshafen (D)



 

 

 

 

 

 

Kosten

Förderung

EU: € 654.703,37
€ 382.821,77
Schweiz: € 0,00
€ 0,00
Fürstentum Liechtenstein: € 0,00 € 0,00
Gesamt: € 654.703,37 € 382.821,77