Migration nach Vorarlberg und Oberschwaben (ABH027)

Ziel des Projektes ist die wissenschaftliche Bearbeitung des Themas Migration in Vergangenheit und Gegenwart in Oberschwaben und Vorarlberg sowie die Umsetzung des Erarbeiteten in Ausstellungen, Sammlungskonzeptionen, kleineren Forschungsprojekten und museumspädagogischen Projekten. Die Partner wollten sich damit in die gesellschaftspolitische Diskussion einbringen und einen Beitrag zur Integration leisten.

Die Forschung des Bauernhaus-Museums Allgäu-Oberschwaben Wolfegg konzentrierte sich auf die Geschichte der „Gastarbeiterinnen“ und „Gastarbeiter“ im ländlichen Oberschwaben in den 1950er bis 1980er Jahren. Dazu wurden neben umfangreichen Literatur- und vor allem Archivrecherchen insgesamt 49 Zeitzeuginnen und Zeitzeugen befragt. Bei der Suche nach auskunftsbereiten Personen kam zum ersten Mal der Erzählbus – ein künstlerisch umgestalteter Ford Transit von 1968 –  als fahrendes auratisches Objekt der Migrationsgeschichte zum Einsatz. Er wurde auch an den Standorten der übrigen Projektteilnehmenden erfolgreich eingesetzt. Der Erzählbus stellte außerdem gleichsam als „key visual“ im Projektgebiet eine „erfahrbare“ Verbindung unter den Partnern her.

Die Lebenserzählungen wurden als Audio und Video dokumentiert und bilden das Herzstück der Ausstellung „kommen - schaffen - bleiben. 'Gastarbeiterinnen' und 'Gastarbeiter' im ländlichen Oberschwaben". Sie wurde im März 2021 im heute zum Museum gehörenden Fischerhaus, in den 1970er Jahren Unterkunft türkischer Gastarbeiter, eröffnet. Wie im Förderantrag geplant, wurden im Laufe der Projektlaufzeit zahlreiche Veranstaltungen und Vermittlungsprogramme zum Thema Migration angeboten, bei denen mit Kulturvermittler/innen und Kulturvereinen unterschiedlicher Nationen zusammengearbeitet wurde.

Für das Vorarlberg Museum standen drei Themenkreise im Zentrum des Projekts. Zum ersten wurden multiperspektivisch über Interviews mit Zeitzeug*innen die Formen von Arbeitsmigration im Tourismusbereich und deren Auswirkungen auf regionale und familiäre Strukturen erfasst. Die Lebensberichte bereichern das Mosaik der Migrationsgeschichte um persönlich Erlebtes und haben einen hohen Quellenwert für weitere Forschungen im Bereich der Migrationsgeschichte.

Ein weiterer Projektschwerpunkt lag in der niederschwelligen Kommunikation von Migrationsgeschichte außerhalb des Museums an Orten und Plätzen im öffentlichen Raum und in der damit verbundenen Erinnerungsarbeit. Auch das Vorarlberg Museum setzte den „Erzählbus“ ein und nutzte ihn gezielt als Trigger von Erinnerungen.

Unter dem Motto „Wie sprechen wir, wenn wir über Migration sprechen“ wurde in thematisch einschlägigen Ausstellungen des Vorarlberg Museum besonders auf die Rezeption von Migrationsgeschichte und deren Vermittlung Augenmerk gelegt. Wichtig war dem Haus dabei, in den Ausstellungen den jeweiligen Akteur*innen aus den unterschiedlichen Herkunftsländern eine eigene Stimme zu geben und nicht „über“ sie zu sprechen. Der Austausch mit den Projektpartnern zu genau diesen Themen floss wiederum in die Kuratierung der Ausstellung „Gastarbeiterinnen und Gastarbeiter“ im ländlichen Oberschwaben“ im Bauernhaus-Museum in Wolfegg ein.

Im Fokus der Forschungs- und Vermittlungsaktivitäten in den Montafoner Museen standen verschiedene Formen der erzwungenen Migration in der NS-Zeit. Im Zuge der Aufarbeitung der Geschichten von Flucht, Kriegsgefangenschaft und Zwangsarbeit wurden Interviews mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen geführt, Archiv- und Bibliotheksrecherchen unternommen und durch Aufrufe an die Bevölkerung auch Objekte und Fotografien gesammelt. Die Ergebnisse dieser Forschungsaktivitäten flossen in die 15 Erinnerungszeichen in den Ortschaften der Region sowie in die dazugehörige Broschüre und die Website ein. Gesamthaft bilden die Erinnerungszeichen eine Ausstellung, die das Thema dauerhaft im öffentlichen Raum sichtbar macht. Im Rahmen von Erinnerungsspaziergänge finden Vermittlungsaktivitäten statt und werden diese Erinnerungsorte regelmäßig besucht.

Der Museumsverein Klostertal hat sich im Projekt der Auswanderung aus dem Klostertal bis ins 20. Jahrhundert und der Zuwanderung in die Region seit dem 19. Jahrhundert zugewandt. Dazu wurden Archivrecherchen durchgeführt und die Bibliothek des Vereins thematisch erweitert. In einem Symposium im Klostertal Museum wurden im September 2019 unterschiedliche Aspekte der Migrationsgeschichte des Tales beleuchtet. Die Ergebnisse konnten in einem Sammelband in der Schriftenreihe des Museumsvereins Klostertal publiziert werden. Ein wesentliches Ergebnis des Projekts sind zwei Wanderausstellungen zur Einwanderung in das und Auswanderung aus dem Klostertal. Den Herkunfts- und Zielregionen entsprechend sind diese zweitsprachig angelegt (Deutsch/Italienisch bzw. Deutsch/Französisch). Zukünftig sollen damit auch neue Verbindung zu verschiedenen europäischen Regionen hergestellt werden. Zahlreiche Interviews mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen sowie mehrere Veranstaltungen runden die Liste der Ergebnisse des Projekts ab.

Der kurz vor Projektstart gegründete Verein Xenia konnte durch die Teilnahme am Projekt wertvolle Erfahrungen sammeln und Strukturen entwickelt. So wurden die Basis für eine Bibliothek mit Materialien zur Sprachförderung gelegt, eine Webseite eingerichtet und grundlegende Kooperationen in der Region Bludenz etabliert. Das wichtigste Ziel war es, die Basis für ein Migrationsarchiv der Stadt Bludenz zu entwickeln. Das konnte durch Interviews mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen erreicht werden, außerdem wurde mit dem Sammeln von Fotografien und der Anlegung einer Datenbank begonnen. Die Ergebnisse des Projekts sind in Beiträgen für die im Landkreis Ravensburg erscheinende Zeitschrift „KulturGut“ sowie in einem wissenschaftlichen Jahrbuch vorgestellt worden, außerdem in einer Podcast-Folge. Eine Ausstellung und mehrere Veranstaltungen, die für die letzte Phase des Projekts geplant gewesen wären, wurden wegen der unsicheren COVID-Situation verunmöglicht. Allerdings ist die Basis für solche Aktivitäten in der Zukunft geschaffen worden.

 

  Projekttitel

Migration nach Vorarlberg und Oberschwaben vom 19.-21. Jahrhundert – Forschung, Ausstellungen, Schaffung von grenzüberschreitenden Netzwerken, Sammlungskonzeption

Website www.bauernhausmuseum-wolfegg.de
Projektzeitraum 01.05.2016 - 31.08.2021

Kofinanzierungssatz

EU: 60,00%

Beteiligte Länder

DE, AT
   
   

 

Leadpartner

Bauernhaus-Museum Allgäu-Oberschwaben Wolfegg,
Kulturbetrieb Landkreis Ravensburg
Vogter Straße 4
88364 Wolfegg
Deutschland

Projektpartner

  • Vorarlberger Kulturhäuser-Betriebsgesellschaft mbH / Vorarlberger Museum (AT)
  • Stand Montafon, Montafoner Museen (AT)
  • Museumsverein Klostertal (AT)
  • Xenia. Verein zur Förderung der Vielfalt (AT)



 

 

 

 

 

 

Kosten

Förderung

EU: € 900.165,11
€ 540.098,97
Schweiz: € 0,00 € 0,00
Fürstentum Liechtenstein: € 0,00 € 0,00
Gesamt: € 900.165,11 € 540.098,97